Konjunkturelles Umfeld

Konjunkturelles Umfeld

Zölle bedrohen die weltweite Konjunkturerholung

Der globale Konjunkturausblick auf die kommenden beiden Jahre hat sich mit der Aussicht auf eine wesentlich protektionistischere Handelspolitik unter dem designierten US-Präsidenten Trump erkennbar eingetrübt. Problematisch ist, dass Trump Zolldrohungen als Druckmittel einsetzen will, um in völlig anderen Politikbereichen Zugeständnisse zu erzwingen. Dabei scheint kaum ein Land „sicher“ zu sein. Eine lähmende Verunsicherung könnte die Folge sein.

 

 

 

Aussicht auf eine protekti­o­nistischere Handelspolitik trübt die Perspektiven für die Weltwirtschaft

Exportabhängige Volkswirtschaften wie China und Deutschland dürften unter Trumps Zollpolitik besonders leiden. Ein schwächeres Wachstum in China hat darüber hinaus weltweite Auswirkungen durch eine gedrosselte Importnachfrage der Volksrepublik nach Vorprodukten und Rohstoffen.

Vor allem exportabhängige Ökonomien wie Deutschland und China betroffen

2025 ist allerdings zunächst mit vorgezogenen Handelsströmen zu rechnen, die das Wachstum in den ersten Monaten beleben dürften. Unter der Annahme, dass US-Strafzölle bereits im kommenden Jahr eingeführt werden, überwiegen 2026 dann aber die Belastungen durch die neuen Handelshürden.

Zunächst ist mit Vorzieheffekten zu rechnen

Die erwartete Zollpolitik in den Vereinigten Staaten dürfte auch an der welt­weiten Inflationsentwicklung nicht spurlos vorübergehen. Die stärksten Auswir­kungen wird es dabei wohl in den USA selbst geben: Die neuen Importzölle wirken inflationär, sobald die US-Unternehmen die gestiegenen Kosten auf die Verbraucher überwälzen. Ein sprunghafter Anstieg der US-Inflationsrate ist wahrscheinlich die Folge. Im Euroraum dürften punktuelle Vergeltungszölle sowie eine deutliche Abwertung des Euro den Inflationsdruck wieder erhöhen. Der US-Dollar wird durch Trumps Wirtschaftspolitik gestärkt und dürfte gegen­über dem Euro die Parität anpeilen. Dagegen sollte die schwächere Konjunktur den Inflationsdruck perspektivisch mindern. Insgesamt dürfte sich der Rückzug der Inflation, der sich ohnehin nur noch schleppend vollzieht, noch langsamer fortsetzen.

Erwartete Zollpolitik dürfte auch globale Inflationsauswirkungen haben


Positive Einflussfaktoren Negative Einflussfaktoren

Weitere Zinssenkungen der EZB und der Fed
Geopolitische Krisen/Kriege
Teils kräftige Nominallohnzuwächse
Risiko wieder steigender globaler Inflation
Expansive Fiskalpolitik in einigen Nationen
Steigende Staatsverschuldung (USA/China)
Megatrends wie Künstliche Intelligenz
Zunehmender Protektionismus

Volkswirtschaftliche Rahmendaten USA

  Wirtschaftswachstum
(%J/J)
Verbraucherpreise
(%J/J)
Leistungsbilanzsaldo
(in % des BIP)
Budgetsaldo
(in % des BIP)
2024e
2,7 2,9 -3,6 -7,8
2025e
2,2 2,8 -3,9 -8,3
2026e 1,7 3,2 -3,3 -8,5
Quellen: Bureau of Economic Analysis, Feri, DZ BANK

Wachstumsraten wichtiger Wirtschaftsregionen

Volkswirtschaftliche Rahmendaten Euroland

 
  Wirtschaftswachstum
(%J/J)
Verbraucherpreise
(%J/J)
Leistungsbilanzsaldo
(in % des BIP)
Budgetsaldo
(in % des BIP)
2024e 0,6 2,4 2,1 -3,1
2025e
0,9 2,2 2,1 -2,9
2026e 0,7 1,9 2,0 -2,4
Quellen: Eurostat, LSEG, DZ BANK

Fazit:

Mit dem Wahlsieg von Donald Trump haben die Abwärtsrisiken für die EWU-Konjunktur zwar zugenommen, die Vorzeichen für die EWU bleiben aber auch gegen Jahresende 2024 leicht aufwärtsgerichtet. Das geht aus der aktuellen Ent­wicklung des DZ BANK Euro-Indikators hervor, der im November wie im Vor­monat um 0,2% angestiegen ist. Mit einem Stand von 96,7 Punkten liegt der Euro-Indikator damit 1,7% höher als im Vorjahresmonat. Damit dauert die vorsichtige Erholung des Indikators nunmehr schon seit rund einem Jahr an, was sich auch mit der zumindest moderat aufwärtsgerichteten gesamtwirt­schaftlichen Entwicklung im Währungsraum deckt. Ein tieferer Blick in die Bewegungen der einzelnen Komponenten des Euro-Indikators offenbart allerdings eine merklich gestiegene Verunsicherung, sowohl bei den Unter­nehmen als auch bei den Verbrauchern. So lag das von der EU-Kommission ermittelte Konsumentenvertrauen im November auf dem niedrigsten Stand seit Juni.

DZ BANK Euro-Indikator